<br />
Hochzeitsbranche: Erfolgreich altern als Dienstleister?<br />

Hochzeitsbranche: Erfolgreich altern als Dienstleister?

Okay, du hast es dir vielleicht schon gedacht, das Foto von mir ist natürlich Fake. Wir haben es mit einer Alterungs-Foto-App bearbeitet, wenn ich mal so mit Mitte 70 ig aussehe, da kann ich sehr gut mit leben.

Bei so einem „sperrigen Thema“ wie dem heutigen:

Hochzeitsbranche: Erfolgreich altern als Dienstleister?

Brauchte es vielleicht dieses ungewöhnliche Bild von mir, um dein Interesse zu wecken…

Gerne möchte ich mit dir meine Gedanken teilen, die schon länger und immer wieder in meinem Kopf umherschwirren.

Es geht um das “älter werden” in der Hochzeitsbranche.

Damit meine ich ist möglich, bis zur Rente in der Wedding Industry zu arbeiten?

Welche Perspektiven gibt es für Hochzeitsdienstleister mit Ü50?

Möchten Paare Hochzeitsdienstleister buchen, die deutlich älter sind als sie selbst?

Um all diese Fragen zu beleuchten, muss ich kurz ausholen.

Die Hochzeitsbranche, so wie du sie heute kennst, ist selbst noch sehr jung.

Ende der 2000er-Jahre entwickelte sich die dt. Wedding Industry. Damals gab es, wenn überhaupt 100 hauptberuflich tätige Hochzeitsdienstleister in Deutschland. Die mit viel Elan und noch mehr Enthusiasmus, inspiriert von Hochzeitstrends aus Amerika, England und Australien, weg wollten von diesen altbackenen und altmodischen Hochzeiten, die es hierzulande ausschließlich (noch) gab.

Dazu gehörte der Abschied von roten Rosen als einzige existente Hochzeitsblume, Organza Tischläufer und Glitzersteinchen, Erdbeerherzen, kitschigen Plastikbrautpaaren als Tortenaufsatz, noch mehr rote Rosen, Hochzeitsfotografen die Brautpaare händchenhaltend um Bäume drapierten, den etwas „schmierigen“ Alleinunterhalter mit der elektronischen Heimorgel, um mal einige der damals gängigen Hochzeitsklischees zu bedienen.

Insgesamt wenig Individualität, sehr viel Einheitsbrei und kaum Kreativität!

Wenn du wie viele meiner Leser der jüngeren Generation angehörst, dann kommt dir das vor, als ob ich aus seiner anderen Ära berichte.

Ja damit liegst du richtig. Es ist ein bisschen so, wie einem Kind heute zu erklären, dass es einmal eine Zeit ohne Smartphone, Google und Instagram gab.

heike-krohz-suess-und-salzig-workshop-b2b

Hochzeitsbranche: Erfolgreich altern als Dienstleister?

Springen wir wieder in die Gegenwart. Heute ist die deutsche Hochzeitsbranche riesig! Wir sind nicht nur so viele Dienstleister in allen Bereichen, dass es unmöglich ist, alle zu kennen, selbst die, welche in der Region um einen herum arbeiten, geschweige denn in ganz Deutschland.

Wir sprechen von einem jährlichen Gesamtumsatz eines Wirtschaftszweigs, dessen Volumen je nach Statistik der man glauben schenken möchte zwischen 2,5 und 4 Milliarden Euro beträgt. Wir arbeiten in einer Nische, aber einer mit einem beachtlichen Umsatzvolumen.

So jung wie unsere Branche ist, so jung sind viele Akteure/Dienstleister dieses Sektors heute. Auch unsere Klientel, die Brautpaare, sind durchschnittlich in der Mitte ihrer 30iger, wenn das Thema Hochzeit planen & feiern aufkommt.

Wir, die “Veteranen dieser Branche” sind im Herzen jung, aber nicht mehr auf dem Papier. Ich bin Jahrgang 1972, also Ü50, und von Zeit zu Zeit und immer mal wieder denke ich darüber nach, ob und wann ich mein “Verfallsdatum” in dieser Hochzeitsbranche erreicht habe.

Ein einschneidendes Erlebnis hatte ich dazu im letzten Jahr. Zum ersten Mal hatte ich ein junges Brautpaar hier bei der Hochzeitstortenbesprechung als Kunden, deren Geburtsjahr 1998 lautete. Das Jahr, in dem auch unser 1. Kind geboren wurde und ich selbst Mutter geworden bin.

Das fühlte sich so krass und ein bisschen surreal an Kunden zu haben, die theoretisch vom Alter her meine eigenen Kinder hätten sein können.

Was letztes Jahr noch eine Ausnahme gewesen ist, habe ich in diesem Jahr schon mehrfach erlebt. Brautpaare Mitte 20ig, die mich ausgewählt haben, um ihre Hochzeitstorte und ihren Sweet Table bei suess-und-salzig zu buchen.

Es liegt in der Natur der Sache, diese Konstellation wird in Zukunft ständig vorkommen.

Wird mein Alter dabei ein Problem?

Im Moment empfinde ich das noch nicht als solches. Dadurch das meine eigenen drei Kinder in einem ähnlichen Alter sind, fühle ich mich sogar besonders verbunden mit meinen jungen Brautpaaren.

Dennoch stelle ich mir manchmal die Frage. Kann ich die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden erfüllen, in einer Welt, in der gefühlt ein Jugend- und Schönheitswahn herrscht und in der besonders Frauen mittleren Alters oft unsichtbar werden?

Ich setze darauf, dass ich weder altmodisch noch zu „Mutti mäßig“ rüberkomme. Tatsächlich empfinde ich meine Erfahrung, sowohl die von über 35 Jahren als Konditorin als auch eine gewisse Lebenserfahrung, die beide zum positiven Aspekt des älter Werdens dazu gehören als einen besonderen Schatz. Und auch als einen Vorteil ein, von dem meine Kunden profitieren dürfen.

In anderen Bereichen der Hochzeitsbranche glaube ich tatsächlich, dass das Alter noch schneller eine Rolle spielen könnte als in meinem Gewerk!

Hierbei denke ich z. B. an Dienstleistungen wie die der Visagistin, des Weddingplaners oder auch der Hochzeitsfotografen. Immer dort, wo die persönliche Basis und Identifikation mit dem Brautpaar durch die eigene Präsenz am Tag der Hochzeit eine noch weit wichtigere Rolle als bei Hochzeitstorten & Sweet Table spielt.

Paare, die sich eine freundschaftliche Ebene mit ihren Dienstleistern wünschen, wo die Kommunikation innerhalb derselben Generation eine ähnlichere ist, als dies möglicherweise mit einem älteren Dienstleister der Fall ist.

Meine Gedanken dazu sind, ob es dauerhaft möglich sein wird, auch als “älterer” Dienstleister erfolgreich auf dem Hochzeitsmarkt zu arbeiten?!

Aus meiner eigenen Perspektive und Stand heute behaupte ich ja, es geht! Es ist jedoch herausfordernder. Natürlich setzt es voraus, flexibel, innovativ, kreativ zu sein und am Puls der Zeit zu bleiben, sowie über eine solide körperliche und mentale Gesundheit zu verfügen.

Damit kommen wir zum nächsten Punkt, der mich bei diesem Thema umtreibt. Es ist kein Geheimnis, dass das Arbeiten in der Hochzeitsbranche, Flexibilität, Einsatzbereitschaft und die Fähigkeit, mit großem mentalem und physischem Stress umzugehen, voraussetzt.

Körperlich ist der Job extrem anstrengend, da spreche ich jetzt vorrangig für mich als Konditormeisterin und Cake-Designerin. Das lässt sich auch übertragen auf meine Kollegen, die sich um die Hochzeitsfloristik und Dekoration, die Hochzeitsfotografie oder auch die Hochzeitsplanung kümmern.

Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich stecke heute eine heftige Woche in der Hochsaison mit locker 50 bis 60 Arbeitsstunden ähnlich sportlich weg wie in meinen 30-igern.

Auch das Thema Durcharbeiten ohne freie Tage oft mehrere Wochen am Stück fühlt sich mit zunehmendem Alter schwerer an.

Rücksicht (auf das Alter und mögliche Wehwehchen) zu erwarten ist an dieser Stelle unrealistisch, denn wir werden gebucht, um an diesem einen Tag zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt unser 150 % abzuliefern.

Natürlich stelle ich mir immer wieder die Frage, wie lange kann und möchte ich meinem Körper und auch meiner Psyche diesen Job zumuten.

Keine Sorge, ich habe nicht vor, demnächst hier die Segel zu streichen und halte an meiner Selbstständigkeit fest. 🙂

Worin ich mir aber heute bereits recht klar bin, ich werde suess-und-salzig nicht bis zur Rente mit 65 (das wären also noch gut 13 Jahre) in der heutigen Form weiterführen wollen und auch nicht können.

Dieser Gedanke birgt eine Chance auf Neues, um ehrlich zu sein finde ich ihn jedoch ebenfalls beunruhigend, denn was kommt danach?

Ich glaube, meinen Text fühlst du am meisten, wenn du wie ich das 50igste Lebensjahr bereits geknackt hast oder zumindest deinen 40igsten Geburtstag gefeiert hast. Außerdem bereits ein Jahrzehnt oder noch länger (bei mir werden es in diesem Jahr 19 Jahre) in dieser aufregenden Branche tätig bist.

Wenn du dich so umschaust, dann sind wir zuzusagen die 1. Generation der deutschen Hochzeitsbranche, die sich dieser Problematik stellen muss. Eine Frage, die früher oder später auch die heute noch jungen Kollegen betrifft.

Heike-Krohz-jung-

Dieses Bild hat mein Vater von mir in meiner 1. Backstube in Nibüll gemacht. Einige Tage zuvor hatte ich offiziell suess-und-salzig gegründet, das war im Dezember 2005.

 

Eine Karriere in der Hochzeitsbranche bis zur Rente: Ist das möglich?

Erfolgreich altern als Dienstleister? Ja oder Nein und wie?

Ein Austausch mit dir darüber finde ich wahnsinnig spannend. Mich interessiert deine Meinung als Teil der Hochzeitsbranche, genauso packend finde ich aber, was du als zukünftige Braut oder Bräutigam zu diesem Thema denkst!

Falls du befürchtest, hier auf meinem Blog ist nur noch Deep Talk angesagt und dich wunderst, wo bleiben die Hochzeitstortenbilder und luftig leichten Hochzeitsreportagen?

Ich kann dich beruhigen, ab Mai hüpfe ich mit Anlauf und Karacho in der Hochzeitshochsaison, dann versorge ich dich an dieser Stelle wieder mit wöchentlichem Eyecandy! Versprochen!

#loveissweet

Heike 

 

 

.

 

 

 

Möchtest du von meinen Erfahrungen profitieren? Meine Workshops richten sich ausnahmslos an B2B Kunden. Wir besprechen alles was für dich wichtig ist, meine Tipps sind umsetzbar, realistisch und praxisnah.

Auch der praktische Teil richtet sich nach den Feldern aus, die dich interessieren und dich mit deinem Cake-Business weiterbringen. Du möchtest lernen wie du köstliche vegane Hochzeitstorten backst, feine Patisserie herstellst oder wie du einen Sweet Table konzipierst?

Dann schreibe mir gerne eine 1. Mail und ich sende die meine Workshop-Informationen zu.

 

Heike Krohz

Heike Krohz

Neben meinem handwerklichen Können zeichnen mich Herzlichkeit und mein Blick für Kleinigkeiten aus. Denn ich weiß ich nach mehr als 30 Jahren Backkunst genau: Die Details entscheiden!

mehr