Die zwei sind absolute Querdenker, wir sind sehr oft nicht einer Meinung;-) aber gerade das ist es, warum ich die beiden so sehr schätze. Nach gemeinsamen Gesprächen gehe ich immer inspiriert und erfrischt nach Hause, das Gesagte hallt immer noch einige Tage bei mir nach und hat schon den einen oder guten Gedanken ins Rollen gebracht…
In der sehr lauten Hochzeitswelt gefällt mir die unaufgeregte und leise Art dieser beiden Fotografen, welche manchmal schon fast an Understatement grenzt, wenn man sieht welche fotografische Karrieren die beiden hingelegt haben.
Weil sie vieles, wenn nicht so fast alles, anders machen als der Rest der Branche, ist es nur eine logische Konsequenz, dass auch der „Way To Live Workshop“ alles andere als Mainstream ist. Was aber die Andersartigkeit und das Besondere dieses einzigartigen Workshops für Fotografen ausmacht, dazu habe ich mit Daniela und Elmar folgendes Interview geführt.
- Auf dem Markt tummelt sich eine Vielzahl der unterschiedlichsten Workshopangebote. Worin unterscheidet sich euer Konzept von allen anderen und was macht Euch aus?
Wir wollten ganz bewusst etwas Neues schaffen. Bei unserem Workshop geht es nicht um uns, sondern wir stellen den Teilnehmer und seinen Bezug zur Fotografie in den Mittelpunkt. Wir schauen was für einen Menschen wir vor uns haben, was ihn ausmacht, und wie er das was in ihm steckt in seine charakteristische Fotografie übertragen kann. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der die Individualität des Fotografen berücksichtigt, unterstützt und Mut macht seinen persönlichen Weg zu gehen. Wir erarbeiten gemeinsam individuelle und nachhaltige Strategien zu den jeweiligen persönlichen Zielen und berücksichtigen dabei künstlerische, finanzielle und alltägliche Aspekte gleichermaßen. Unser Ziel ist es Fotografen zu dem Punkt zu führen, bei dem Sie sich, unter Einbezug dieser Aspekte, selbst verwirklichen können; mit einem Weg die Fotografie ausgeglichen zu leben.
- Der Ansatz die Fotografie immer in 1. Linie als Kunst zu sehen, wie lässt sich das mit dem wirtschaftlichen Aspekt vereinen, mit dieser Kunst auch Geld zu verdienen? Welche Ratschläge habt ihr da für eure Teilnehmer?
Vielleicht müssen wir an dieser Stelle erst einmal klären was Kunst für uns überhaupt bedeutet. Der Begriff ist ja sehr diffus und es gibt keine allgemeingültige Definition darüber was Kunst ist. Wir fassen es kurz: Kunst ist für uns eine Ausdrucksform in der der Mensch, seine Sicht auf die Welt, seine Gedanken, seine Gefühle und Werte, sein Wesen oder auch seinen göttlichen Kern mittels eines kreativen Prozesses, in sein Schaffen einfließen lässt und ihm damit subjektive Gestalt verleiht. Für uns ist jeder Mensch primär auch ein Künstler. Die Qualität muss man erst einmal nicht werten. Ein Ansatz, den auch schon Joseph Beuys vertreten hat.
Im Künstlerischen liegt aber eben auch eine Herausforderung, denn allzu oft verlieren wir den Bezug zu uns selbst. Unser Kern ist überlagert mit fremden Werten/Sichtweisen die wir z.B. unbewusst übernommen haben. Durch das Hinterfragen dieser, versuchen wir nicht zu uns gehörende Schichten abzutragen, unsere Teilnehmer für diese Thematik zu sensibilisieren und das Bewusstsein durch Übungen und Tools zu schulen. Unsere These ist, dass ein Fotograf, der hinterfragt und reflektiert und die Ergebnisse hieraus in sein Schaffen integriert, ein schärferes und individuelles Profil hat und mit sich und seiner Arbeit zufriedener ist. Das Schöne ist, dass das was er macht nicht ohne Weiteres reproduzierbar ist.
Natürlich können wir die wirtschaftlichen Aspekte nicht außer Acht lassen, aber wir finden nicht, dass das eine das andere unbedingt ausschließt. Auch wir kennen den klassischen Dienstleister-Künstler-Konflikt. Hier gilt es eben herauszufinden was einem wichtig ist und was der individuelle Mensch für sich braucht. Es gibt Kunden die eine reflektierte, und dadurch definierte Arbeit sehr zu schätzen wissen.
Wir helfen dabei sich selbst herauszukristallisieren und behalten bei der weiteren Wegplanung auch die finanziellen Aspekte im Auge. Oftmals liegt es nicht an der Arbeit an sich, sondern daran, wie jemand nach außen auftritt und an was man (oft auch unbewusst) glaubt. Generell gibt es keine Patentlösungen und wir begleiten die Teilnehmer bei Bedarf auch nach dem Workshop gerne weiter. Und schlussendlich gilt: Das Ziel macht den Weg und der Weg ist das Ziel.
- Es gibt also kein aufwendiges inszeniertes Styleshooting, an Hand ihr den Teilnehmern demonstriert wie man schöne Bilder macht. Lernen die Teilnehmer das dann trotzdem von euch?
Nein – wir gehen einen Schritt weiter und verbinden die Persönlichkeit mit der Analytik. D.h. wir schauen, was gute Bilder ausmacht, kristallisieren das heraus und zeigen auf wie man dort hinkommt. Wir wollen, dass die Teilnehmer lernen bessere Bilder zu machen, die aber ihnen selbst entsprechen (und nicht jemand anderem). Es geht dabei nicht darum allgemein gültig schöne Bilder zu machen, sondern wir zeigen den Weg auf, wie der Teilnehmer seine Bilder weiterentwickeln kann – hin zu seinen persönlichen Idealen.
- Alles klingt sehr harmonisch und ein bisschen nach Gruppenkuscheln 😉 oft ist es aber gerade konstruktive Kritik, die einen weiterbringt. Geht ihr im Workshop auf jeden einzelnen Teilnehmer und seine Bilder ein? Wie muss ich mir den Ablauf ungefähr vorstellen?
Ja das stimmt, bei uns geht es meist harmonisch zu. Die Wohlfühl-Atmosphäre ist uns sehr wichtig und auch auf den Raum für Begegnungen und Offenheit legen wir sehr viel wert.
Wir gehen auf jeden Teilnehmer und seine Bilder individuell ein wobei wir die Kritik invertieren. D.h. wir haben ein Tool entwickelt um seine fotografische Identität (Stil) und persönlichen Stärken herauszuarbeiten, welche die Basis sind für den weiteren Weg. Wir bestärken das Gute. Unsere Erfahrungen damit sind bisher durchweg positiv gewesen und auch sehr nachhaltig.
Das kritische an der Kritik ist der Maßstab. Der ist sehr persönlich und muss nicht mit dem Teilnehmer übereinstimmen bzw. unserer ist nicht allgemeingültig. Wir können gerne auf einzelne Punkte bei Bedarf eingehen und unsere Gedanken dazu äußern; allerdings steht das bei unserem Konzept nicht im Fokus. Wir wollen nicht unsere Ideale und Vorstellungen unreflektiert dem Teilnehmer überstülpen.
Wir können aber auch ungemütlich werden, wenn es z.B. um Ziele geht – da fordern wir konkrete Ergebnisse und kein Wischiwaschi. Darauf bauen wir dann den weiteren Weg gemeinsam auf und fordern die Teilnehmer höflich dazu auf ihre Komfortzone zu verlassen. Die Balance ist wichtig.
- Dass ihr neue Wege geht, merkt man spätestens daran, dass ihr keinen festen Preis für euren Workshop ansetzt, sondern diesen nach dem Prinzip „Pay what you want“ anbietet. Warum habt ihr euch dazu entschieden?
Pay What You Want (PWYW) ist ein kleines Experiment unsererseits. Das hat verschiedene Gründe. Wir sind uns darüber bewusst, dass wir damit unsere Teilnehmer sehr herausfordern, vertrauen aber auf den guten und ehrlichen Kern im Menschen. Ob wir wirtschaftlich gesehen damit länger existieren können, wissen wir jetzt noch nicht. Es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an, vielleicht sogar zum Umdenken. Und damit ist schon viel erreicht.
Auf unserem Blog gibt es dazu noch weitere Gedanken.
- Wann und wo findet euer nächster “Way To Live Photography” Workshop statt?
Anfang Dezember in Kirchentellinsfurt bei Tübingen.
Wir halten die Teilnehmerzahl bewusst klein, damit ein vertrauter Rahmen entstehen kann und wir auf alle eingehen können. Es sind noch wenige Plätze frei und wir freuen uns auf neue Persönlichkeiten und Gedanken.
Mehr Informationen zu unserem Workshop sind hier zu finden.
Herzlichen Dank an alle, die sich die Zeit genommen dieses ausführliche Interview zu lesen,
ist eure Neugier geweckt? Meine auf jeden Fall!
Liebe Grüße
Heike
Heike Krohz
Neben meinem handwerklichen Können zeichnen mich Herzlichkeit und mein Blick für Kleinigkeiten aus. Denn ich weiß ich nach mehr als 30 Jahren Backkunst genau: Die Details entscheiden!