Heute nun also der (vorläufig;-) letzte Teil meiner kleinen Serie zum Thema Selbst & ständig..mit Familie. Wer die Teile 1 & 2 verpasst haben sollte und mag, kann an dieser Stelle und hier noch einmal nachlesen.
Manchmal hilft ein neutraler Blick von außen, um einen aus der eigenen Sackgasse wieder herauszulotsen. Und nach all den Vor- und Nachteilen, die zum Thema Selbstständigkeit mit Kindern zur Sprache gekommen sind, dachte ich es wäre vielleicht mal interessant zu erfahren was ein professioneller Coach zu dieser Thematik zu sagen hat.
Deswegen freue ich mich sehr das Sabine Dinkel, Beraterin für Mittelstand und kreatives Handwerk und Chefin;-) bei Personalberatung und Coaching Sabine Dinkel, sich die Zeit genommen hat meine Fragen zu beantworten. Und natürlich hat sie, wie ich finde auch einige gute Tipps auf Lager, bzw. die eine oder andere Fragestellung regt wirklich zu kritischen Betrachtung der eigenen Abläufe an.
Woher ich Sabine kenne… in der Vorbereitung auf meine eigenen one-for-one Workshops, habe ich vor einem Jahr selber ein Coaching bei Sabine in Anspruch genommen. Ihre offene und pragmatische Art fand ich sehr angenehm und professionell. Das Coaching hat sehr zur Strukturierung meiner 1000 Ideen (die davor in meinem Kopf relativ planlos umher schwirrten) und zur Erstellung eines tragfähigen Konzeptes für meine Teilnehmer beigetragen, Merci noch mal an dieser Stelle Sabine.
Und nun wieder zurück zum Thema:-)
Selbstständige sind meines Erachtens genauso in Verbindlichkeiten eingebunden wie jemand in Festanstellung. Ob man durch seine Selbstständigkeit Vor- oder Nachteile hat, liegt – genau wie bei einer Festanstellung – in der persönlichen Struktur und am familiären Umfeld. Habe ich eine gleichberechtigte Partnerschaft und ein stabiles familiäres Netzwerk, ist es ja vieles einfacher.
Was in der Selbstständigkeit allerdings von Vorteil ist: Zeitautonomie! Ganz gleich ob Elternabend, Arzttermine, Kindergeburtstag. Als Selbstständige muss man nicht lange diskutieren, um frei zu bekommen. Man ist keinem Chef und keinen Kollegen Rechenschaft schuldig. Selbst Kunden kriegen davon meistens gar nichts mit.
Was ich auch als wichtigen Punkt sehe, ist die Tagesstruktur, die in der Selbstständigkeit häufig erst noch gefunden werden will. Wenn wir angestellt sind, haben wir feste Strukturen. Sind wir selbstständig, müssen wir uns unsere Strukturen selber schaffen. Was einerseits eine echte Chance ist, kann andererseits zur Verzettelung führen. Und zu fehlender Regeneration, weil man von vornherein zu wenig Pausen einplant. Geschweige denn, ausreichend Pausen macht! Was allerdings bei Festangestellten auch zu häufig geschieht…
Dazu habe ich gerade etwas gebloggt: „Ihr Durchmacher: Die Mittagszeit ist kritisch!“
2. Gerade der Spagat, die Familie nicht zu vernachlässigen und gleichzeitig die Selbstständigkeit mit 100 % Power zu fahren, ist nicht immer einfach. Hast du ein paar gute Ratschläge zur Stressminimierung oder für ein sinnvolles Zeitmanagement?
Dein Stichwort „100 % Power“ führt mich gleich zum Frauen(!)Dauerbrenner-Thema „Perfektionismus“. Wenn ich sowohl als Mutter als auch als Solo-Unternehmerin stets 100 % Power fahre, bin ich sehr schnell am Limit. Und das nützt auf lange Sicht weder mir, der Familie noch den Kunden – denn dann gerate ich womöglich, wie eine Kerze an beiden Enden brennend, direkt in den Burnout. Allerdings zu schlechteren Konditionen als wenn ich festangestellt wäre.
Von daher arbeite ich mit meinen Klientinnen häufig daran, den Perfektionismus kritisch zu hinterfragen. Bei manchen Aufgaben tut es auch mal ein „hinreichend gut“. Es sei denn, wir sind Chirurg ;o)
Hilfreiche Fragen sind zum Beispiel:
Stehen Nutzen und Zeitaufwand im Verhältnis zu dem Ergebnis, wenn ich alles immer hundertprozentig mache?
Wie wäre mein Leben, wenn ich meine perfektionistischen Ansprüche durch realistischere Ansprüche ersetzen würde?
Bei welchen Tätigkeiten hätte es so gut wie keine negativen Auswirkungen, wenn ich diese lediglich „hinreichend gut“ mache? Oder wenn ich sie sogar ganz weglasse?
Außerdem empfehle ich, bestimmte unliebsame Aufgaben abzugeben, wie zum Beispiel die von vielen gefürchtete und verhasste Buchhaltung. Es gibt für fast alle Aufgaben andere Solo-Unternehmer, die von diesen Aufgaben leben – und sie noch dazu mögen. Dafür investieren wir Geld – aber wir investieren in unsere Lebenszeit und Zufriedenheit. Und die ist unbezahlbar.
Als Coach und Existenzgründerberaterin rate ich, sich an kniffligen Stellen oder in Krisenzeiten einen Wegbegleiter zu holen. Jemand, der uns mit dem neutralen Blick von außen unterstützend zur Seite steht. Für mich ist das seit Jahren gelebte Praxis. Warum soll ich denn lange im eigenen Saft kochen und mich erst ewig im Kreis drehen, bis nichts mehr geht? Mir an den passenden Stellen Hilfe zu holen ist für mich ein Zeichen von Stärke – und von Professionalität, erst recht unternehmerisch betrachtet.
Noch ein Tipp: „Ich-Zeiten“ in den Kalender eintragen. Das sind Zeiten nur für mich. Diese sind absolut verpflichtend, ich gehe sozusagen einen Vertrag mit mir selber ein.
Während dieser Termine kümmere ich mich weder um den Job noch um die Familie – sondern nur um mich. Selbst, wenn ich nur einmal die Woche 60 Minuten mit mir selbst verabredet bin, habe ich schon viel gewonnen. Ich kann in dieser Zeit tun und lassen was ich will. Hauptsache ich bin mal nicht bei den anderen – sondern ganz bei mir.
Ich denke mir immer: „Wenn du es tust, tue es tapfer!“ Das finde ich ganz hilfreich. Also, wenn Pause, dann ist auch Pause. Wenn Familie, dann ist auch Familie. Wenn Job, dann ist auch Job.
Denn sowohl für unsere Familie als auch für unsere Selbstständigkeit ist unsere Energie und Lebensfreude die wichtigste Ressource.
Ein toller Schlusssatz von Sabine, den ich gerne so stehen lassen möchte, in diesem Sinne, „heiter weiter“ 🙂 Zitat Katja Heil
herzlichst Heike
Heike Krohz
Neben meinem handwerklichen Können zeichnen mich Herzlichkeit und mein Blick für Kleinigkeiten aus. Denn ich weiß ich nach mehr als 30 Jahren Backkunst genau: Die Details entscheiden!